___________________________________________________________________________________________________________________ TITELTHEMA Sozialhilfe abrutschen. Da erwarten wir mehr von den Unternehmen und haben die Arbeitgeberverbände der Branche aufgefordert, das Kurzarbeitergeld tarif- lich aufzustocken. Leider ohne flächen- deckenden Erfolg. Das ist höchst ärger- lich und zeigt an vielen Stellen mangelnde Wertschätzung gegenüber den eigenen Beschäftigten. Die Politik hat hier reagiert, es bleibt aber eine deutliche Lücke. bewegen: Welche Herausforderungen siehst du für die Zukunft? Andrea Kocsis: Corona hat unmissver- ständlich klargemacht, dass selbst eine starke Wirtschaft nicht vor Krisen gefeit ist. Daher setzen wir auf möglichst kri- sensicheres Wirtschaften, indem Be- triebsräte und Gewerkschaften in unter- nehmerische Entscheidungen auch tatsächlich einbezogen werden. Dies muss in Zukunft noch viel mehr und viel ernsthafter geschehen! Darüber hinaus brauchen wir eine flächendeckende Ta- rifbindung, auch – oder gerade – in den Bereichen, in denen sich die Arbeitgeber so vehement verweigern und gleichzei- tig über das schlechte Image der Bran- che jammern. Bei KEP-Dienstleistern wie DPD, Her- mes, GLS und UPS fordern wir seit lan- gem die Eigenbeschäftigung von Paket- zustellerinnen und Paketzustellern. Diese lassen oft Subunternehmer für sich fahren, die nicht tarifgebunden Entlastung jetzt! Die besondere Arbeitsbelastung durch die Corona-Krise hat auch extreme Auswirkungen auf die Beschäftigten im Paket- und Briefbereich der Deutschen Post AG. Insbesondere die schnell steigenden Paketmengen führen zu einer unerträglichen körperlichen Belastung. ver.di fordert deshalb: Zusätzliche Entlastungskräfte einsetzen! Viele Menschen in Kurzarbeit würden sich über ein zusätzliches Arbeitsangebot freuen. Anpassung der Sendungsmengen an die Zustellbezirke! Beschränkung des Paketeinzelgewichts auf 15 Kilogramm! Alternative Möglichkeiten für schwere oder großvolumige Pakete, z.B. direkte Benachrichtigung der Empfänger zur Abholung in der Filiale! Toilettengänge während der Zustellung ermöglichen! Immer nur Danke sagen, reicht nicht aus! Die Deutsche Post AG hat eine Fürsorgepflicht für ihre Be- schäftigten. Dazu gehören auch ausreichende Vorsorge- maßnahmen, um die Gesundheit aller Beschäftigten zu schützen und zu bewahren. Die Regelungen zum Arbeits- schutz sind durch Corona nicht ausgesetzt! ver.di - Postdienste, Speditionen und Logistik, Andrea Kocsis Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Illustration: Ewald Müller, Bad Vilbel; FB10200407012 www.psl.verdi.de sind. Und jetzt in der Krise stellen diese Kolleginnen und Kollegen die Versor- gung mit Waren für uns alle sicher. Die Arbeitgeber müssen ihnen endlich Res- pekt zollen, durch Eigenbeschäftigung und gute Arbeitsbedingungen im Rah- men eines Tarifvertrages. Vor allem werden wir uns aber dafür einsetzen, dass jede kleine Öffnung ge- setzlicher Regelungen, die die Arbeit- H I E R F I N D E S T D U U N T E R S T Ü T Z U N G ver.di informiert und berät umfassend, wenn Probleme auf der Arbeit auf- treten und Fragen aufkommen. Wir sind weiterhin für unsere Mitglieder da. Sollte ein direkter Kontakt nicht möglich sein, haben wir eigens eine Hotline eingerichtet, online finden sich viele Infos und per E-Mail sind wir auch er- reichbar. Besonders wichtig: Keine Kündigung oder Vereinbarung zu Kurzarbeit sofort unterschreiben, sondern schnell beraten lassen – vom zuständigen Betriebsrat und ver.di! Corona-Hotline: 0800 83 73 416 (Mo – Fr: 8 – 18 Uhr kostenfrei) Weitere Informationen: www.verdi.de/themen/corona Zu den ver.di-Geschäftsstellen: www.verdi.de/wegweiser/verdi-finden Entlastung bei den Paketdiensten - jetzt! Die besondere Arbeitsbelastung durch die Corona-Krise hat auch extreme Auswirkungen auf die Beschäftigten bei den Paketdiensten. Insbesondere die schnell steigenden Paketmengen führen aufgrund des dieser Tage zugenommenen Online-Handels zu einer unerträglichen kör- perlichen Belastung unserer Kolleginnen und Kollegen. stellung ver.di fordert deshalb: Zusätzliche Entlastungskräfte einsetzen! Viele Menschen in Kurzarbeit würden sich über ein zusätzliches Arbeitsangebot freuen. Anpassung der Sendungsmengen an die Zustellbezirke! Beschränkung des Paketeinzelgewichts auf 15 Kilogramm! Alternative Möglichkeiten für schwere oder großvolumige Pakete, z.B. durch 2-Mann-Zu- Toilettengänge während der Zustellung ermöglichen! Immer nur Danke sagen, reicht nicht aus! Alle Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht für ihre Beschäftigten. Dazu gehören auch ausrei- chende Vorsorgemaßnahmen, um die Gesundheit aller Beschäftigten zu schützen und zu be- wahren. Die Regelungen zum Arbeitsschutz sind durch Corona nicht ausgesetzt! ver.di - Postdienste, Speditionen und Logistik, Andrea Kocsis Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Illustration: Rodrigo Santana www.psl.verdi.de nehmer schützen sollen, so schnell wie möglich wieder geschlossen und zu- rückgedreht werden. Gerade die Beschäftigten in unseren Branchen haben dauerhaft mehr Wert- schätzung von ihren Arbeitgebern ver- dient. Denn sie leisten Unglaubliches und müssen viel ertragen. In der Coro- na-Krise hat sich ein neuer Blick auf Be- schäftigte im Dienstleistungssektor ent- wickelt. Ihre tägliche Leistung wird richtigerweise endlich als systemrele- vant oder als überaus wichtig für unse- re Gesellschaft wahrgenommen. Hel- dinnen und Helden werden sie genannt und es kommt ihnen viel ehrlich ge- meinte Dankbarkeit zu. Aber es darf nicht bei der Dankbar- keit bleiben. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass sich diese Wertschät- zung auch in guten Einkommens- und Arbeitsbedingungen widerspiegelt. Das wird die größte Aufgabe, vor der wir gemeinsam stehen und die wir solida- risch, durchsetzungsstark und mutig in ver.di meistern werden. Auch deshalb: Achtet auf euch und bleibt gesund! red be wegen 3 I 2020 5 Grafik: ver.di